Wissenschaft ist in der Lage Glauben von Wissen zu trennen. Es ist dabei gar nicht die Frage, was besser ist, denn beides hat seine Berechtigung. Wichtig ist, dass man weiß, wo die Grenze ist. Der Philosoph René Descartes hat im 17. Jahrhundert diese Grenze formuliert.

Vier Kriterien, macht die Wissenschaft zur “Marke”, so wie Bio-Essen und geprüfte Betriebsabläufe die  Ja natürlich  von Billa definieren, oder das Selbstzusammenschrauben die Marke Do-it-yourself.

1. Messbarkeit

Der Effekt soll beschrieben werden. Selbst Beobachten ist schon eine Messung. Genauer hingeschaut gibt es …

  1. die qualitative Messung. Beispiel: Der Baum ist hoch. Er ist braun, er hat ziemlich viele Blätter.
  2. die quantitative Messung. Beispiel: Der Baum ist 12m hoch. Er hat rund 14.000 ± 1000 Blätter.

Messwerte werden oft mit einer Fehlergrenze angegeben, die zeigt, wie genau man messen kann. Der absolute Messfehler ist die Differenz zum wahren Wert, der relative Messfehler ist der Quotient des gemessenen mit dem wahren Wert, angegeben in Prozent. Im letzten Beispiel bedeute ±1000 Blätter, dass mit 67%-iger Wahrscheinlichkeit der wahre Wert in dieser Bandbreite liegt.

2. Wiederholbarkeit

Die Messung soll das selbe Ergebnis liefern, wenn sie wiederholt wird. Andererseits sollen auch andere Menschen das selbe Ergebnis messen, wenn sie nachmessen.

3. Vorhersagbarkeit

Bevor die Messung beginnt, wissen wir, was dabei herauskommt. Das ist eine der unschlagbaren Stärken der „Marke Wissenschaft“. Flugzeuge können am Computer konstruiert werden, und man weiß, dass sie nach dem Start fliegen. Warum das funktioniert? Formeln. Deshalb liebt man sie.

4. Widerspruchsfreiheit

Eine Aussage darf nicht gleichzeitig wahr und falsch sein. Das wäre ein Widerspruch. Auch wissenschaftliche Ergebnisse sind Aussagen, ein Widerspruch wäre schrecklich.

Wenn wissenschaftliche Ergebnisse von anderen Menschen überprüft werden, versuchen sie aber genau, einen Widerspruch nachzuweisen. Wenn das Ergebnis den Streit überlebt, ist es ein Stückchen besser, es ist widerspruchsfreier.

Dieser Streit ist nichts Böses, sondern Teil der Marke Wissenschaft. Er heißt Diskurs.

Die Messung des Gewichts.

Die Messung des Gewichts.

Das Kleingedruckte …

… stammt vom Philosophen Karl Popper. Er sagt, wissenschaftliche Aussagen sind nicht 100% beweisbar. Man kann ja nicht alle Schafe des Universums herbei holen, um zu beweisen, dass Schafe weiß sind. Er sagt aber auch, wissenschaftliche Aussagen sind zu 100% widerlegbar. Mann kann nämlich eventuell ein schwarzes Schaf finden, und somit ist widerlegt, dass Schafe weiß sind.

Wir sagen daher auch nicht, ein Experiment beweist etwas.

Besser ist, das Wort zeigen zu verwenden, ein Experiment zeigt etwas.

Wissenschaftliche Aussagen sind wegen der fehlenden Beweisbarkeit übrigens immer nur die besten Aussagen zur Zeit. Solange niemand anderer daherkommt, der mit besseren Aussagen bessere Sachen machen kann, passendere Erklärungen liefert, ist die momentane Aussage die Beste. Beweisbar richtig ist sie aber nicht.

Beispiel Flugzeug: Man sieht, dass es fliegt, das kann man messen. Es fliegt immer wieder, man kann es wiederholen. Es fliegt vorhersagbar, das passt auch. Und es stimmt nicht, dass es fliegt und gleichzeitig nicht fliegt – die Sache ist also auch Widerspruchsfrei.

Beispiel Pendeln zum Finden der Wahrheit: Es ist messbar, dass passt. Es ist aber nicht wiederholbar – nicht jeder kann das. Es ist nicht vorhersagbar, dass passt wieder nicht. Und es ist vermutlich nicht widerspruchsfrei. Man kann immerhin daran glauben – deswegen fällt die Pendelei nicht in das Gebiet der Wissenschaft. Kann schon stimmen alles, allerdings nicht nach den Kriterien der Wissenschaft.

Quelle: Muh


Fotos: Unsplash / Lothar Bodingbauer / Muh