Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Wann bricht der Krug? Dieses Sprichwort hat viel mit Physik und Chemie zu tun. Wir probieren hier eine Annäherung.

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Warum bricht der Krug?

Verschleiß ist es nicht. Weder haften beim Krug zwei Oberflächen aufeinander, die sich ohne Schmiermittel abreiben würden, noch wird das Wasser im Krug von seiner Wand etwas wegschaben, sodass sie dünner wird und bricht.

Korrosion ist es auch nicht. Obwohl Steine durch Wasser in der Natur verwittern, weil es in den Ritzen gefriert, sich ausdehnt und sie sprengt, wird bei einem gebrannten Tonkrug die Oberfläche ausreichend versiegelt sein, dass kein Wasser eindringt, das gefrieren könnte. Selbst wenn ein voller Krug im Winter draußen vergessen wird, würde er eine ausreichend große Öffnung haben, aus der sich das Eis hebt, wenn es gefriert und sich dabei ausdehnt. Ein Krug besteht auch nicht aus Metall, das rosten würde – sonst würde das Sprichwort nicht von brechen sprechen.

Wobei: bei einem Glaskrug könnte Korrosion eine Rolle spielen. Bei Glaskorrosion verändert sich durch chemische und physikalische Prozesse die Struktur. Man nennt das auch Glasbrand, bekannt bei Gläsern, die durch Spülmaschinen trüb geworden sind.

Es könnte Materialermüdung sein. Darunter versteht man die Veränderung eines Werkstoffes durch Temperatureinflüsse, wechselnde mechanische Belastung oder UV-Strahlung. All das ist bei einem schönen Krug, der zum Brunnen gebracht wird, vorhanden. Die Herausforderung wäre, Haarrisse zu erkennen. Man wird den Bruch aber dadurch kaum verhindern können. Und was nützt es einen, wenn man ein paar Tage vorher weiß, dass er brechen wird? Bei Schiffantriebswellen nützt es schon was. Da kann man rechtzeitig mit dem Hafen telefonieren, damit eine neue Welle bereitsteht und eingebaut wird, bevor sie bricht. Man kann Haarrisse gut erkennen, wenn man an den Krug klopft. Wenn er klingt, ist alles gut. Wenn er dumpf klingt, gibt es vermutlich einen Riss. Genauso kann man am Klang der Schiffswelle oft Monate vor einem Bruch das beginnende Problem akustisch erkennen. Ein Gespräch darüber kann man hier hören.

Der Krug könnte zu Boden fallen. Wenn die Energie, die er aufgrund seiner Höhe hat, größer ist als die Bindungsenergie seiner Moleküle, wenn die Verformungskraft beim Aufprall größer ist als die Kohäsionskraft, die ihn zusammenhält, dann wird er brechen.

Oder man könnte mit dem Krug an etwas Hartes stoßen. Da wäre es dann die Bewegungsenergie, die größer sein müsste, als die Bindungsenergie der Moleküle bzw. die Verformungskraft beim Aufprall größer als die Kohäsionskraft. Unter dem Stichwort Spannung bzw. Festigkeit würde man weitere Informationen finden, wie gut ein Krug zusammenhält.

Man könnte den Krug auch zum Teilchenbeschleuniger CERN bringen… und ihn dort an die Stelle geben, die Beam-Dump heißt. Dorthin wird der Teilchenstrahl hingelenkt, wenn man sie nicht im Kreis herumschickt, um sie kollidieren zu lassen, wenn man die Teilchen also gerade nicht braucht. Diese Teilchen sind sehr energiereich, sie würden das Krugmaterial ionisieren, zerbröseln, und dann wäre er hin. Bestrahlung wäre auch möglich mit anderen ionisierenden Strahlungsarten. Alpha, Beta, Gamma, Neutronen, was die Radioaktivität hergibt.

Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung kann den Krug untersuchen, ob er bald kaputt gehen wird. Ein Gespräch darüber gibts drüben beim Omega-Tau-Podcast. Zerstörende Werkstoffprüfung kann das auch – aber da wäre der Krug dann nach der Prüfung hin. Was sich auszahlen würde, um für die anderen Krüge der Baureihe Schlussfolgerungen zu ziehen.

Stichwort: Geplante Obsoleszenz wollen wir doch nicht annehmen. Dieser Begriff bezeichnet eine verringerte Lebensdauer von Produkten, die vom Hersteller nicht bekannt gegeben wird. (Siehe: Wikipedia-Link dazu).

Was sagen Sie dazu? Fehlt was in der Aufzählung? Warum bricht der Krug aus Ihrer Sicht? Schreiben Sie uns einen Kommentar. Weitere Sprichwörter gibt’s hier.