Methoden der Wissenschaft

Tipp: Hier geht’s ausführlichen 10-Punkte-Plan der VWA (Vorwissenschaftliche Arbeit)


Wie finde ich die Antwort auf meine Frage? Zuerst überlegen wir uns, was herauskommen könnte. Wenn die Antwort auf eine Frage “blau” sein könnte, dann brauchen wir eine Methode, Farbe zu messen. Wenn die Antwort auf die Frage “eine Zahl zwischen 1 und 12” ist, dann brauchen wir eine Methode zu zählen.

Forschungsfragen gesucht? Hier sehen Sie, was uns selbst gerade interessiert.

Hier ist eine Liste an Methoden – vielleicht passen ein paar zu Ihrer Frage?

Fehlt eine Methode, ist was falsch? feedback@phyx.at

Wir unterscheiden grundsätzlich zwei Arten:

  • Methoden, wie wir zu Daten kommen – Erhebungsmethoden
  • Methoden, was wir mit Daten machen – Auswertungsmethoden
    1. Zählen: Sie bestimmen die Anzahl. Erwartetes Ergebnis: Eine natürliche Zahl zwischen 0 und einer Milliarde. Je nach dem, wie weit Sie kommen. Link zum Beispiel: Gänsezählen am Neusiedlersee
    2. Messen: Sie messen die Länge, die Fläche, das Volumen, das Gewicht, die Lichtstärke, die Farbe, die Lautstärke, die Temperatur. Alles was sich physikalisch messen lässt. Mit einem Messgerät. Erwartetes Ergebnis: Eine Dezimalzahl, die auch negativ sein kann. Und eine Einheit.
    3. Beobachten und beschreiben: Sie verwenden Worte, um das Aussehen eines Objektes zu erklären. Sie können auch einen Vorgang beschreiben. Oder einen Zustand. Erwartetes Ergebnis: Die Übersetzung Ihrer Sinnesmeldungen in Sprache. Erweiterung: Beschreibung der Unterschiede oder der Gemeinsamkeiten zwischen mehreren Zuständen, Objekten, Vorgängen.
    4. Fotografieren und Filmen. Das hilft, in aller Ruhe und im Detail zu beobachten. Was man berücksichtigen sollte, steht auf der VWA-Plattform.
    5. Berechnen: Sie verknüpfen zwei Zahlen, die Sie durch Zählen oder Messen erhalten haben, mit einer Formel. Erwartetes Ergebnis: eine neue Zahl, meist mit Einheit.
    6. Wo befinden sich die Flechten an einem Baum? Untersuchen. Zeichnen. Beschreiben.

      Zeigen: Sie demonstrieren, dass etwas so ist, wie Sie vorschlagen. Erwartetes Ergebnis: Ein Sinneseindruck in Beobachter/innen, der bestätigt, was Sie zeigen möchten.

    7. Experimentieren: Alles wird gleich gelassen, nur eine Sache variiert (unabhängige Variable). Zum Beispiel beim Pendel. Das können Sie hier sehen. Erwartetes Ergebnis: Veränderung der abhängigen Variable. Nähere Informationen auch auf der VWA-Plattform. Sinnvoll dazu ist auch ein Laborprotokoll, in dem Sie niederschreiben, was die Voraussetzungen sind, unter denen Sie arbeiten, in denen Sie die Ergebnisse aufschreiben, und die Schlüsse ziehen. Näheres dazu hier auf der VWA-Plattform.
    8. Kategorisieren. Einordnen. Erst bilden Sie die Kategorien (Schubladen), dann ordnen Sie das Gewünschte passend ein. Erwartetes Ergebnis: Eine möglichst geringe Anzahl an Kategorien mit beliebig vielen Elementen darin. Wenn Sie das üben möchten, schauen Sie hier
    9. Mathematischer Beweis. Logische Schlussfolgerungen führen von einer oder mehreren Voraussetzungen zwingend zu einer Aussage, die wahr oder falsch ist. Erwartetes Ergebnis: Ein Beweis für die Wahrheit oder die Widerlegung der Wahrheit Ihrer Aussage.
    10. Modell. Ein reduziertes Abbild der Wirklichkeit. Das kann eine Zeichnung sein, ein Objekt, oder ein Computerprogramm, das mit Voraussetzungen gefüttert nach dem Start ein Ergebnis liefert, das mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Erwartetes Ergebnis: Aussagen aus dem Modell können in die Wirklichkeit übertragen werden.
    11. Aufschreiben. Ausrechnen. Vergleichen.

      Korpusanalyse. Wie wird Sprache verwende? Sie stellen eine konkrete Frage (These) und schauen in einem “Textkorpus” nach, ob Sie Ihre Frage beantworten können. Erwartete Antwort: eine Bestätigung im Rahmen eines bestimmten Gebietes (Kontext), oder eine Widerlegung. Mehr dazu hier auf Wikipedia.

    12. Leitfadeninterview. Kann auch ein Experteninterview sein. Das Interview wird nicht spontan geführt oder im Laufe des Gesprächs abgeändert und angepasst, sondern folgt einem zuvor festgelegten Leitfaden. Das hat den Vorteil, dass man sich nicht ablenken lässt, weil man ja meist eine ganz bestimmte Absicht mit den Fragen verfolgt. Weiters dient es der Auswertung. Erwartetes Ergebnis: Wenn man einer bestimmten Anzahl von Menschen dieselben Fragen stellt, kann man daraus im Idealfall eine allgemeinere Aussage ableiten. Nähere Infos auch hier auf der VWA-Plattform.
    13. Ethnographisches Interview. Mitten drin im Geschehen. Reden und fragen. Erwartete Antwort: ein Kennenlernen der Situation.
    14. Transkription eines Interviews. Wir tippen das aufgenommene Interview ab. Begleitende Beobachtungen (Stirnerunzeln, Lachen) werden erwähnt. Erwartetes Ergebnis: Das gesprochene Wort ist nun zu lesen.
    15. Diskursanalyse. Suche nach Leitideen. Konversationsanalyse. Suche nach Ordnungschaffenden Elementen. Wie wird über ein bestimmtes Thema gesprochen? Erwartete Antwort: auf eine bestimmte Weise. Oder: früher anders als heute. Oder: in bestimmten Gruppen anders als in anderen Gruppen. Verwandt: Gattungsanalyse. Mehr dazu hier.
    16. Fragebogen. Alles ist möglich. Erwartete Antwort: Je nach dem, was man fragt. Auswertungen auch grafisch, je nachdem, wie man fragt. Nähere Infos dazu hier auf der VWA-Plattform. Eine Checkliste, ob der Fragebogen passt, ist ebenfalls dort.
    17. Altersbestimmung mit der C-14-Methode. Wird nicht für Studierende möglich sein. Die Menge an radioaktivem Kohlenstoff verringert sich nach dem Tod eines Organismus. Aus dem “wie sehr”, kann das Alter abgeleitet werden.
    18. Teilnehmende Beobachtung. Mitten drin im Geschehen. Wo? Das finden wir oft schrittweise heraus. Erwartete Antwort: Offen, je nach Frage. Details dazu hier drüben auf der VWA-Plattform.
    19. Arbeit mit Quellen (dinglich/bildlich/schriftlich). Wird noch ergänzt. Wichtig ist offenbar der Abgleich des Erfahrenen mit mindestens einer anderen Quelle.
    20. Ausgraben. Warum nicht auch in die Tiefe gehen? Durchaus möglich, auch ohne Archäologen ins Gehege zu kommen. Näheres dazu hier auf Wikipedia.
    21. Kartieren. Sie zeichnen Karten, indem Sie den Raum abgehen. Oft auch mit Luftbild. Die Nutzung oder vorhandene Objekte werden auf eine Karte übertragen. Sie wählen Farben, Symbole, Legenden etc. Es wird reduziert, eliminiert, schematisiert, verkleinert etc. jedenfalls: Sie setzen Prioritäten. Erwartetes Ergebnis: Eine Karte mit Aussagen, was wo zu finden ist. Beispiel: Biotopkartierung. Was gibt es in der Natur auf einer ganz bestimmten Fläche.
    22. Sammeln und sortieren. Kategorisieren, Taxonomie, Systematik, morphologische Eigenschaften (Aussehen, Gestalt) erkennen und beschreiben. Erwartetes Ergebnis: Verwandtschaften und Entstehungszusammenhänge werden sichtbar.
    23. Qualitative Inhaltsanalyse. Welche Inhalte finden wir in einem Text. Offen sichtbar, oder versteckt? Erwartete Antwort: kommt immer auf die Fragestellung an. Mehr dazu hier bei Wikipedia.
    24. Bildanalyse. Was sehen wir. Auf einem Bild. Auf zwei Bildern. Im Vergleich zweier Bilder. Spannendes Beispiel aus der Kriegsfotografie hier
    25. Gruppeninterview. Mehrere Menschen werden gleichzeitig befragt. Erwartete Antwort: im Detail vielleicht vorher nicht bekannt. Näheres dazu auf der VWA-Plattform. 
    26. Spurensuche, Fotodokumentation. Was finden wir in Stadt und Land vor Ort? Zuerst schauen wir, was wir suchen. Dann schauen wir, was wir finden. Und dann beschreiben wir es. Vergleichen es vielleicht mit früher.
    27. Fotointerview. Sie fotografieren in Ihrer Umgebung nach konkreten Fragen. Erwartete Antwort: Fotos. Mehr zur “Fotobefragung” hier.
    28. Vergleichen. Erwartete Antwort: Gleich, ähnlich, verschieden. Auch im Detail. Möglichst ähnliche Umstände & Dinge werden verglichen. Wahrscheinlich müssen sie in einem Punkt übereinstimmen, damit man sie vergleichen kann. Beispiel: Hund und Katze. Sind beides Säugetiere (Gemeinsamkeit), nur die Katze kann die Krallen einziehen (Unterschied). Sie können auch Texte vergleichen. Näheres dazu auf der VWA-Plattform.
    29. Zusammenfassen. Sie lesen Text und überlegen sich, worum es dabei geht. “Paraphrasieren” heißt das. Erwartete Antwort: Die Quintessenz. Lehrbuchwissen braucht keine Quellenangabe, spezielles Wissen schon. Direkte Zitate brauchen immer eine Quellenangabe. Näheres dazu auf der VWA-Plattform.
    30. Weitere Methoden für Forschung im Bereich “Geschichte” finden Sie hier auf einer Seite der Lernplattform GWK.
    31. Momentaufnahmen versus Längsschnittstudien. Wir schauen einmal hin. Erwartete Antwort: ein Zustand. Wir schauen immer wieder hin. Erwartete Antwort: die Entwicklung eines Zustands.

Text: Lothar Bodingbauer. Danke für die Mitarbeit: Lisa Albrecht, Johanna Ortler, Juliet Schilling, Viola Kessel, Patrick Hacker.

Weitere Informationen zur VWA am Abendgymnasium Wien finden Sie unter diesem Link: http://wien.abendgymnasium.at/category/vwa/

Literatur: Flick, Uwe. Qualitative Sozialforschung. rowohlt, Reinbeck 1995.